Advents-Kalender-Türchen #14: Jack Swigert
Für einen befreundeten Gastroenterologen haben wir über Jahre eine Sammlung zu „Werden & Vergehen“ aufgebaut und jetzt in seiner Bibliothek eine Kabinett-Ausstellung dazu kuratiert. Im KAP-Advents-Kalender präsentieren wir der interessierten Öffentlichkeit Highlights. Türchen #14: Jack Swigert.

Eins können wir mit Fug und Recht behaupten: Diese – wegen der kalten Temperaturen bei der Entwicklung im Weltall blaustichigen – Unikate des Mondes hat David Frieds Vater aus Türchen #13 nicht & niemals in seiner Dunkelkammer zweitentwickelt!
Sie stammen aus dem Prototyp der 1972 auf den Markt gekommenen Polaroid SX-70, die der Astronaut Jack Swigert (1931-1982) – übrigens der erste Junggeselle unter den US-Astronauten, so viel peripheres Wissen muss sein – im Auftrag des Unternehmens 1970 an Bord der Apollo 13 schmuggelte.
Irgendwie auch schwerelose Anarchie.*
*siehe Türchen #13
Die Polaroids dokumentieren jenen Moment, in dem die auf tragische Art & Weise gescheiterte – und trotzdem glücklich abgeschlossene! – Apollo-13-Mission statt der geplanten Landung die Umlaufbahn des Mondes nutzte, um Schwung zurück zur Erde zu nehmen.
Drohendes Vergehen und improvisiertes Werden in Echtzeit. Darüber gibt es ja einen schönen Film.
Wir lieben diese Polaroids!
Wir lieben diese Polaroids, denen Jack Swiggert an Bord von Apollo 13, sie mit seinen dicken Raumanzug-Handschuhen haltend, in Seelenruhe beim Entwickeln zugesehen haben muss.

Foto oben: John Leonard „Jack“ Swigert Jr. (1931-1982)
im Filmstudio, Nasa-Basis Moffett-Field, bei San Francisco, 1971
Und wir finden die Vorstellung faszinierend, dass Jack Swigert vier Mal (!) auf den Auslöser der SX-70 drückte, OBWOHL der Tod ihm dabei über die Schultern sah. Und wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, ich würde heute noch ein Bild vom Mond machen irgendwie.
Sowas nennt man ko(s)misch.

Ach ja: Ein Freund von uns ersteigerte die Polaroids bei einer Benefiz-Auktion für in Not geratene Astronauten in Las Vegas. Er war durch Zufall hineingeraten. Wir haben sie ihm abgekauft.
Vor Bloehme gehörten sie dem Astronauten und späteren Astro-Eso-Maler Alan Bean (1932-2018) aus der Apollo-12-Crew, dem vierten Menschen auf dem Mond.
Er als Künstler & Kollege wusste die vier Unikate zu schätzen; ansonsten hätte Jack Swiggerts spätere Ehefrau Nancy York – eine Anhängerin wilder Verschwörungs-Theorien, in der Aliens eine zentrale Rolle spielen – sie wohl vernichtet.
Bild oben: Alan Bean, „Pete and Me“ (1983)
Und hätten wir diese Geschichte nicht extra für das Advents-Kalender-Türchen #14 unseres KunstArztPraxis-Kalenders erfunden, wir könnten sie kaum glauben. Bei Kunst geht es ja immer auch um Geschichten, die der Kopf sich beim Anblick ausspinnt. Auch irgendwie ko(s)misch.
„Okay, Houston, we’ve had a problem here.“
Jack Swigert
Mit Jim Lovell und Fred Haise erreichte Jack Swiggert kurz nach dem hier mit der SX-70 fotografierten Manöver von Apollo 13 mit 401.056 Kilometern die weiteste Entfernung eines Menschen von der Erde, die Drei sahen als Erste des Mondes dunkle Seite.
Da dürfen WIR Drei uns wohl auch EINMAL ein bisschen von der Wahrheit entfernen, oder? Wo doch Geschichten zu Werken zum Sammeln unbedingt dazugehören. Und Kunst = Verheißung ist.
Was zeigen die Polaroids WIRKLICH?
Schließlich fand ja sogar die eigentliche Mondlandung in einem Filmstudio auf der geheimen Militärbasis Area 51 statt, also in Relation zu Mond ganz in der Nähe von Hamm.

Foto oben: Definitiv unsere Lieblings-Hängung in der Bibliothek
der Sammlung Bloehme! Mit einem „Wabenbild“ (1958-1960)
von Mary Bauermeister. Hamm 2025
Was die vier Polaroids WIRKLICH zeigen, und wer der Künstler WIRKLICH war, bleibt demnach unser süßes Geheimnis. Selbst Gastro-Sammler Bloehme weiß es nicht. (14.12.2025)


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