Unser erstes Kunst-Foto-Buch. Mit Hede Bühl!
Unermüdlich widmet sich Hede Bühl dem menschlichen Körper: vor allem dem Kopf. 2020 haben wir die Bildhauerin in ihrem Düsseldorfer Atelier besucht: Erst jetzt ist ein Buch daraus entstanden. Das hat mit dem Schock des fremden Blicks zu tun. Mit Fürsprecher*innen. Und, am Ende, mit Vertrauen.
Ateliers sind für viele Künstler*innen sehr intime Räume. Für die Erlaubnis, darin zu fotografieren, braucht es Vertrauen. Für die Erlaubnis, die Bilder danach zu veröffentlichen, manchmal auch Mut.
Wir waren schon in vielen Ateliers, zumeist war das Vertrauen da. Manchmal stieß es an Grenzen – wie bei Thomas Ruff, der uns aus guten Gründen bat, bestimmte Räume nicht abzulichten.*
*Die guten Gründe tun hier nichts zur Sache.
Und manchmal reichte eben Vertrauen nicht aus. So wie bei Thomas Schütte, der uns ersuchte, die Fotos, die wir bei ihm zuhause gemacht hatten, zu seinen Lebzeiten unter Verschluss zu halten, nachdem er sie gesehen hatte: „zu intim“.
Das beides war in Düsseldorf, vielleicht ein Zufall (nein, kein objektiver!): in Düsseldorf, wo auch Hede Bühl wohnt.
Bei Hede Bühl waren wir im Sommer 2020 im mit hohen Mauern umfriedeten Atelier, genau zwischen zwei Lockdowns während der Corona-Pandemie. Die damalige Direktorin der Villa Zanders, Petra Oelschlägel, hatte uns den Besuch – und uns selbst dann später auch bei Hede Bühl – empfohlen.
Unser Hexenbuch war ein wichtiger Schritt
Es dauerte zwei Jahre und brauchte viele weitere Fürsprecher*innen, bis genug Vertrauen da war.
Eine davon – Mary Bauermeister – schenkte Hede Bühl unsrer „Hexenbuch“ (O-Ton Mary-Bauermeister) über Mary Baumeisters Haus und Garten, das war ein wichtiger Schritt. Ein persönliches Treffen in Tony Craggs Wuppertaler Skulpturenpark Waldfrieden während Bühls Ausstellung 2019 tat sein Übriges.
Über den dann nach zwei Jahren Fürsprache endlich folgenden Atelier-Besuch haben hier in der KunstArztPraxis ja schon mal was geschrieben.


Beim Besuch fanden wir sofort einen Draht zueinander: ein ähnlicher Humor, aber auch ein ähnliches Kunst-Verständnis. Das Harren hatte sich gelohnt.
Nach unserem Shooting schenkten wir Hede Bühl einen selbstgemachten Foto-Band als Erinnerung. Für Freund*innen ließ sie ihn mehrmals von uns – in London, sehr teuer! – nachproduzieren. Wenn wieder Bedarf war, rief sie an.
Unsere Fotos müssen Hede Bühl also doch irgendwie von Anfang an gefallen haben, wir sprachen damals nicht weiter darüber. Aber zu einem „öffentlichen“ Foto-Buch war sie lange nicht bereit.
Nicht wir, die mit dem selbstgemachten Foto-Buch beschenkten Freund*innen trugen diese Idee mehrfach an Sie heran.
Warum das lange Zögern?
Es sei nicht nur die Intimität gewesen, die preiszugeben für sie problematisch gewesen sei, hat uns Hede Bühl später verraten. Da saßen wir 2025 Im Rahmen einer sehr berauschenden Bucherscheinungs-Feier im Kreise der Fürsprecher*innen-Freund*innen* zum ersten Mal wieder in ihrem mit Mauern umfriedeten Atelier.
*auch die Geliebte von Joseph Beuys war da!
Es sei vor allem diese andere Perspektive auf ihre Kunst, das Haus, den Garten! Dieser fremde Blick auf ihr Werk sei beim Betrachten zunächst ein regelrechter Schock gewesen. Damit habe sie erst einmal zurechtkommen müssen.
Oha! Wir werten das als riesengroßes Kompliment.

Deshalb also waren fünf Jahre Überredungs-, nein, wohl eher: Überzeugungskunst nötig, das begriffen wir erst da. Von vielen an- und abwesenden Freund*innen, vor allem von einem. Danke, Hartmut Kraft. Für diese Hartnäckigkeit. Und für den schönen Text im Buch.
Ein Buch von Hede Bühl und uns
Das Ergebnis ist vor allem ein Produkt von Hede Bühl und uns geworden: eine Gemeinschaftsarbeit gegensätzlicher, aber einander nicht mehr fremder Blicke. Wir überließen Hede Bühl die freie Wahl bei Bildern und Fokus; und im Gegenzug freundete sich Hede Bühl während der Arbeit mit ihrer Grafikerin Susanne Belau offenbar immer weiter mit unserer Perspektive an.

Auf diese Weise ist ein echtes Kunst-Foto-Buch entstanden, das keine Herausgeber-Namen & keinen Buch-Titel & auch das Verlags-Logo nicht auf dem Cover trägt, sondern nur unser Abbild ihrer Skulptur:
Mit einem sich im Kunst-Kopf Hede Bühls spiegelnden Selbstporträt von KunstArzt1 als dreifach dissoziiertem Ich.
Wegen dieser dreifaltigen Reflexionen von Einem von uns – aus unserer Sicht ein klarer fotografischer Kunst-Fehler! – hätten wir das Foto als Cover sicher niemals genommen. Wir mussten auch ein wenig schlucken.
Aber Hede Bühls anderen, beizeiten fremden Blick auf unser Werk: den müssen wir uns natürlich genauso gefallen lassen.
Jetzt ist es öffentlich: So sieht unser Einer also WIRKLICH aus!
KunstArzt1 als Cover-Boy, Atelier Hede Bühl, Düsseldorf 2020
Mit dem Ergebnis ist die ganze KunstArztPraxis jedenfalls inzwischen sehr zufrieden. Und Hede Bühl, so hört man aus vertrauten – und nunmehr auch komplett vertrauenden – Kreisen, auch. (19.10.2025)

„Hede Bühl: Atelierrundgang“. Herausgegeben von Hartmut Kraft und Thomas Köster, 104 Seiten, Kettler Verlag Dortmund, ISBN 978-3-9820830-3-2.
Kostenpunkt: 38,00 Euro.
Anmerkung 1: Ein Atelier ist nicht nur ein intimer Ort. Es ist auch ein Ort, der sich beständig wandelt. So, wie wir das Atelier Hede Bühls 2020 fotografierten, ist es schon lange nicht mehr. Und wird es niemals wieder sein.
Anmerkung 2: Ach ja: Skulpturen und Bilder von Hede Bühl sind noch bis zum 1. November 2025 in der Galerie Kadel Willborn in Düsseldorf zu sehen.
Die anderen Foto-Bücher der KunstArztPraxis:
Mary Bauermeister (nur noch wenige Rest-Exemplare der 2. Auflage!)
Erwin Hapke
Eduard Roijen
Bonus-Track: Was sein oben erwähntes Übriges tat


Kommentare
Unser erstes Kunst-Foto-Buch. Mit Hede Bühl! — Keine Kommentare
HTML tags allowed in your comment: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>