Advents-Kalender-Türchen #23: Christoph Knecht
Für einen befreundeten Gastroenterologen haben wir über Jahre eine Sammlung zu „Werden & Vergehen“ aufgebaut und jetzt in seiner Bibliothek eine Kabinett-Ausstellung dazu kuratiert. Im KAP-Advents-Kalender präsentieren wir der interessierten Öffentlichkeit Highlights. Türchen #23: Christoph Knecht.

In Türchen #16 haben wir übers produktive Verdauen gesprochen. Aber vors Verdauen – wie auch, siehe Berti Brechts „Dreigroschenoper“ (1928): vor die Moral – haben die Götter nun mal das Fressen gestellt! Das gilt in der extrem hyperphagen Adventszeit vielleicht noch mehr als andernorts.
Wobei Fressen und Moral heutzutage eigentlich zusammen verköstigt werden müssen! Wir leben ja in einer Epoche, in der uns die vertofusifften Grünen & die muselmanischen Kebab-Messer-Männer aus diversen Impulsen heraus in Personal-Union das urchristliche Schnitzelbrötchen verbieten wollen.
Wir stehen also bei „Schorschi’s Schweine-Grillstation“ auf dem Zonser Weihnachtsmarkt quasi kurz vorm letzten Abendmahl mit echtem Leib & echtem Blut, bevor der Leib sich in Soja verwandelt & das Blut in Ingwer-Shot! Das wird man ja wohl noch sagen dürfen, auch wenn man das bekanntlich nicht mehr sagen darf.
Weshalb Christoph Knechts „Döner“ passt
Deshalb passt Christoph Knechts „Döner“ aus der Hammer Sammlung Bloehme als vorletztes Türchen #23 zur Jetztzeit fulminant. Es geht beim Essen aktuell auch um einen Clash of cultures von Nahrung des Abend- und Morgenlands.
Und ausgerechnet beim Döner sind die (Weißwurst-)Grenzen zwischen den Kulturen da genauso fließend wie vor 2025 Jahren, als zoroastrische Gast-Arbeiter mit Myrrhe, Gold & Weihrauch kniend an die urchristliche Krippe traten:
Es soll gerade sogar einen von Haus aus lammfrommen CSU-Politiker geben, der tagtäglich gefühlt eine Schlachthaus-Fuhre dieser migrantischen Götter-Speise vor laufenden Kameras vertilgt, um für unsere Sünden zu büßen.

Foto oben: Vorfreudig erregter Christsozialist beißt zur Adventszeit (gleich) in
eine Schlachthaus-Fuhre mit migrantischem Söder Kebab (Symbolbild)
Komplett. Mit scharf.

Christoph Knechts „Döner“ hat kein unschuldiges Lamm Gottes, das für den Dreh-Spieß erst Fleisch geworden ist*: Er ist, zum Glück, aus ölfarbbemalter Bronze.
*es sei denn, man geht davon aus, dass der Künstler einen
echten Döner in petto, also im Kühlschrank hatte, um ihn ölfarbecht
abzumalen! Ach, denken wir nicht weiter drüber nach…
Wer DIESEN Döner in die Hand nimmt …
Wer DIESEN Döner in die Hand nimmt, kann buchstäblich FÜHLEN, wie schwer die Schuld wiegt, die wir durch unsere artungerechte Ernährung auf uns geladen haben: ER IST SEHR SCHWER.
Wäre das Christkind erst heute in einem Tag statt vor 2025 Jahren geboren worden, um wie Markus Söder für unsere Sünden zu büßen, es würde sich allein wegen der Massentierhaltung sicher immer noch in jenem Grabe umdrehen, aus dem es zum Glück schon um 23 oder 13 oder so ähnlich nach Christus auferstanden worden ist.
Halal hin oder her.
Aber Christoph Knechts „Döner“ ist mehr als nur Reflexion über unsere zoophag-vegane Zeitgeschichte: Er ist in unseren Werden-und-Vergehen-Augen auch richtig gute Kunst.
Christoph Knechts „Döner“ verwandelt nämlich etwas nur durch Verzehr vorm Verfall bewahrtes Billiges, massenhaft Erzeugtes in etwas durch hehre Kunst verdauungslos transponiertes Teueres, unikatär Einmaliges, das qua definitionem ewig visuell verzehrt werden kann.
Simple Pop-Art-Eat-Art ist das nicht!
Aber eben auch in etwas, dass dieses Teure, Einmalige in noblem Understatement mimetisch kaschiert, weil es wie billig & massenhaft produziert daherkommt. Simple Pop-Art-Eat-Art ist das nicht! Die war ja – sorry Claes Oldenburg! – Gips.
Keine Ahnung, warum wir uns so darin verbissen haben, aber die in Christoph Knechts „Döner“ verbackene Idee gefiel uns von Anfang an an Christoph Knechts „Döner“ sehr. Und sicher bis in alle Ewigkeit. Amen.*
*oder Wallah, Bruder. Jenachdem.

Wenn Schädel dekorierend wandern

Summa summarum verstehen wir Knechts „Döner“ im oben sprachlich praktizierten Sinn als Serviervorschlag, um über Kunst & Leben sehend nachzudenken: Im Grunde wie alles, was wir für Gastro-Sammler Bloehme bis dato zusammengetragen – und jetzt zum Teil in seiner Bibliothek kuratierend zur Schau gestellt – haben.
Einschließlich Christoph Knechts spätsurrealistischem „Erdnussschädel“, an dem die bronzenen Hülsenfrüchte wie die Maden ewig nagen. Und den wir immer, wenn wir in unserer Ausstellung zu „Werden & Vergehen“ in der Bloehmeschen Bibliothek zu Gast sind, an einen anderen Ort verfleischpflanzen und/oder neu dekorieren* (dürfen).
*vgl. hierzu Foto Türchen #13
Foto oben: Christoph Knecht, „Erdnussschädel“ (2012),
Sammlung Bloehme, Hamm 2025.
So läuft das rein vertraglich kuratorisch mit Herrn Bloehme. Skull in eternal progress sogesehen Hilfsausdruck. (23.12.2025)

*siehe nochmal Türchen #13
Ups, verpasst! Bis zum 20. Dezember 2025 präsentierte Christoph Knecht seine Ausstellung „Butterfly Logic“ im Kunstverein Bretten und in der Sparkasse Kraichgau seiner Heimatstadt. Ja: Auch in der Provinz gibt es bisweilen künstlerisch Herausragendes zu erleben! Wenn Künstler*innen die Provinz nicht scheuen.
Christoph Knecht in der KunstArztPraxis:
Einwurzelwälder: Zu Christoph Knechts „Plants of Opportunities“
Bonus-Track der KunstArztPraxis, des Veganen wegen:
Arcimboldos 430. Todestag: Manifest des Frutar(t)ismus


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