Advents-Kalender-Türchen #15: Peter Dreher
Für einen befreundeten Gastroenterologen haben wir über Jahre eine Sammlung zu „Werden & Vergehen“ aufgebaut und jetzt in seiner Bibliothek eine Kabinett-Ausstellung dazu kuratiert. Im KAP-Advents-Kalender präsentieren wir der interessierten Öffentlichkeit Highlights. Türchen #15: Peter Dreher.

Wie unser Haus-Geist Joseph Beuys sind wir große Fans des Konzeptionellen in der Kunst: in unseren Augen eine Form visueller Poesie, die uns, wie hier auch schon des Öfteren angesprochen, im Idealfall sehend denkend macht. Wir mögen es, wenn Künstler*innen versuchen, auf diese meditative Weise die Zeit zum Stillstand zu bringen.
Wie Erwin Hapke.* Oder eben, viel bekannter, Peter Dreher.
*siehe auch Türchen #6.
Maximal 99 pro Jahr
Peter Dreher war nicht ganz so radikal wie Erwin Hapke. Aber trotzdem hat er fast 40 Jahre lang in seinem Atelier im immergleichen Bildausschnitt immer wieder dasselbe Wasserglas gemalt, mal bei Tag, mal bei Nacht. Wir haben nicht nachgezählt, aber rund 5.300 Gläser-Bilder sollen so entstanden sein. Maximal 99 waren es pro Jahr.

Die Taggläser erkennt man daran, dass sich in ihrem Boden das Atelierfenster spiegelt. Die Nachtgläser an Lichtreflexen der künstlichen-Beleuchtung.
Das MoMa in New York hat Drehers Wassergläser, das MMK in Frankfurt, unser einstiges Lieblingsmuseum Kolumba auch. Und eben auch die Hammer Sammlung Bloehme.
Es sind die teuersten Bilder, die Gastro-Sammler Bloehme ihr Eigen nennt. Und wir hegen nicht den leisesten Zweifel daran, dass in fünf bis 15 Jahren kein Hahn mehr danach kräht.
Aber das haben wir Herrn Bloehme noch nicht gesagt.
Peter Dreher, „Nachtglas #239“ (1978),
Sammlung Bloehme, Hamm 2025
In umgekehrter Wagenreihung
Egal. Es sind zwei Tag- und zwei Nachtgläser. Und sie sind – darauf sind wir schon ein wenig stolz – (fast) im Abstand von zehn Jahren – 1978, 1989, 1999 und 2009 nämlich – entstanden. Das linke ist das jüngste, das rechte – noch auf Pappe statt auf Leinwand gemalte & von Peter Dreher künstlergerahmte – das älteste.
Kuratorisch drehen sich die Bilder also in der Chronologie zurück wie die Kutschenräder in einem alten Italo-Western – umgekehrte Wagenreihung gewissermaßen, nur eben mit dem Glas in seinen immergleichen Seins-Zuständen durch die Zeit.

Peter Dreher, „Nachtglas #897“ (1989)
Sammlung Bloehme, Hamm 2025
Wir fanden es kuratorisch hübsch, auf diese Weise den Aspekt des Stillstands im Konzepts noch ein wenig überzubetonen. Falls man zum sehend Denken eine Anschubfinanzierung braucht.
Wir hätten auch gern noch ein Glas von 2019 für die Sammlung erstanden, wir scharrten zehn Jahre lang unentwegt mit den Hufen. Aber 2019 war Peter Dreher schon dement. (15.12.2025)



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