Advents-Kalender-Türchen #3: David Lynch
Für einen befreundeten Gastroenterologen haben wir über Jahre eine Sammlung zu „Werden & Vergehen“ aufgebaut und jetzt in seiner Bibliothek eine Kabinett-Ausstellung dazu kuratiert. Im KAP-Advents-Kalender präsentieren wir der interessierten Öffentlichkeit Highlights. Türchen #3: David Lynch.

Früher hatten wir den 2025 verstorbenen David Lynch nur als Regisseur doppelbödig-surrealer Filme auf dem Schirm. Bis uns der 2019 verstorbene Galerist Karl Pfefferle mit dem bildenden Künstler David Lynch vertraut gemacht hat. Wie oft wir allein mit Pfefferle hinten im Kabinett in der Reichenbachstraße saßen und gebannt auf Lynchs gruselige Materialbilder schauten, können wir an unseren 30 Fingern gar nicht abzählen.
Zu viele Jahre liebäugelten wir mit einem Aquarell namens „Factory with Scrubber Head“ (2009), dann stieg der Preis ums Vierfache, also ins für uns selbst zu Dritt Unermessliche. Bei der inzwischen auch krass teure „Box of Bees“ (1988-1990) für die Hammer Sammlung Bloehme schlugen wir trotzdem ohne Wimpernzucken zu. Es war ja auch nicht unser, sondern Gastroenterologen-Geld.


Bienen-Stiche hinterm Vorhang
Wir mögen das filmische Schwarzweiße an der „Box of Bees“, die Art, wie David Lynch die Aquarellfarbe im Experiment zu einer Art Rätsel-Vorhang hat ausfransen lassen, der dem von Simon Schubert* an – wenn auch anderer – Raffinesse in nichts nachsteht.
*siehe Türchen #1
Wir mögen, wie Lynch mit der Nadel brutal durchs Papier hindurchgestochen hat wie ein Rudel wildgewordener Bienen.
Und wir mögen diesen sinistren schwarzen Hebel (?), der den Vorhang (?) mit der Bienen-(?)-Box verbindet.
Wir wollten natürlich wissen, was für eine Geschichte hinter diesem geheimnisvollen Aquarell steckt, wir sind ja KunstÄrzte, deshalb haben wir vor zehn Jahren bei David Lynch einfach einmal angefragt.
Das hier war seine Antwort:
„There is a story for `Box of Bees´:
For a while, Jack Nance (best know for his role in `Eraserhead`) dropped out of the film business. He got a job as a hotel manager and worked the night shift. One day he went to a room that had been vacant for some time. In that room, he found hundreds of dead bees. He took an empty Kleenex box and filled it with these bees. He know that I liked this sort of thing, so one day he gave this to me. I literally named the watercolor after this gift from Jack Nance.
Hope this helps!
David Lynch, 4-10-2015″
Nun kennen Sie die ganze Wahrheit!
Nun kennen Sie die ganze Wahrheit. Aber das Geheimnis bleibt. Kunst = Verheißung. Das ist das Tolle.
Ach ja: Den Künstlerrahmen hat David Lynch persönlich ums Aquarell geschraubt, damals machte er das so.
Und auf der Rückseite findet sich neben einem Aufkleber mit dem mysteriösen Kürzel „B.F.A.T – V.I.S. 23“ als Beweis seiner Echtheit nicht nur David Lynchs Signatur, sondern zusätzlich David Lynchs Daumenabdruck.
So war er halt, der David Lynch. Friede seiner Asche. (03.12.2025)


Bienen in der KunstArztPraxis:
Exklusiv, als Vorabdruck: „Honig“ aus „Hapke“
Betriebsausflüge 6: „Honiggelb“ in Wiesbaden
Wie sagen wir’s den Bienen? „HONIG“ in der Villa Zanders (leider Opfer der Unsichtbarkeits-Maschine)


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