Advents-Kalender-Türchen #7: Jochen Plogsties
Für einen befreundeten Gastroenterologen haben wir über Jahre eine Sammlung zu „Werden & Vergehen“ aufgebaut und jetzt in seiner Bibliothek eine Kabinett-Ausstellung dazu kuratiert. Im KAP-Advents-Kalender präsentieren wir der interessierten Öffentlichkeit Highlights. Türchen #7: Jochen Plogsties.

Wenn man von Werden & Vergehen spricht, dann muss man auch von der Schönheit sprechen: Schönheit, die ja nicht nur vergeht (während Hektar besteht), sondern oftmals im Verborgenen blüht (sofern man von innerer Schönheit spricht).
Das ist auch der Grund dieses kleine Gemälde von Jochen Plogsties – dem, wie seinem Meisterlehrer Neo Rauch, das publikumswirksame Etikett der Neuen Leipziger Schule am Revers steckt* – in unserer Kabinett-Ausstellung der Hammer Sammlung Bloehme nicht so wirklich leicht zu finden ist.
*Er ist aber trotzdem ein toller Maler.
Plogsties‘ Vorlage war Agnolo Bronzinos „Bildnis der Maria de’ Medici“ aus dem 16. Jahrhundert: ein Kinderporträt, das wir uns in den Uffizien während unserer vielen Reisen nach Florenz in den Achtzigerjahren gefühlt hunderte von Malen angesehen haben.
Plogsties selbst war vielleicht nie in Florenz. Er hat eine Katalog-Reproduktion genutzt, wie man unschwer am weißen Rahmen erahnen soll.
Bei Plogsties geht es ja immer auch um Meta. Original und Kopie, wie die Kopie wieder zum Original werden kann: Das ganze Zeug für Kunstwissenschaftler*innen, die dann auch noch gleich das mit der Aura von Walter Benjamin zitieren.

Bild oben: Agnolo Bronzino, „Bildnis der Maria de’ Medici“ (1551)

Wir haben es ihm abgequatscht
DIESER Aspekt interessiert uns am Bild allerdings nicht wirklich. Uns interessiert, wie Plogsties das Thema der Schönheit aus der Renaissance in die Gegenwart transformiert hat, um so das Wesentliche auch bei Bronzino herauszuarbeiten.
Ach, Quatsch: Wir schauen uns das Bild einfach gerne an. Jochen Plogsties offenbar auch. Denn eigentlich wollte er „o.T. (K 36)“ für sich selbst behalten. So wie Leonardo da Vinci seine Mona Lisa.
Wir haben es ihm dann aber bei einem Atelier-Besuch in der Baumwollspinnerei in Leipzig abgequatscht. (07.12.2025)
Foto oben: Cover-Motiv „o.T. (K 36)“ aus der Sammlung Bloehme
auf Plogsties-Publikation des Hirmer Verlags, München 2014.
Da fehlt allerdings der wichtige weiße Rahmen. Tststs, Hirmer Verlag.


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