Exklusiv, als Vorabdruck: “Honig” aus “Hapke”
Wir verraten jetzt ein großes Geheimnis: Wir haben noch einen Roman zu Erwin Hapke in der Schublade! Anlässlich der “Honig”-Ausstellung in der Villa Zanders ziehen wir zumindest schon mal exklusiv die kurze Passage über die Bienen heraus. Weil die Bienen Erwin Hapke so wichtig waren.
Vielleicht schieben wir beizeiten ja noch mal das ein oder andere Kapitel aus “Hapke” hinterher. Nur jetzt schon mal so viel:
“Hapke” versucht, seinen Helden so, wie er niemals war, Eins zu Eins nachzufalten. Aus seinen Aufzeichnungen, seinen Erinnerungen, von denen es viele gibt. Aus unseren Erinnerungen, den unzähligen Fotos. Und, ja, natürlich: aus unserer dreidimensionalen Phantasie.
In diesem Sinn, jetzt erst einmal, ausgehend vom verwaisten Bienenhaus in Erwin Hapkes Garten bei unserem Besuch in Fröndenberg 2018 – voilà:
HONIG
Erste Notiz ins Trostbüchlein: Ein verwilderter Bienenschwarm verfängt sich in einem wehenden Bettlaken an der Wäscheleine im Garten. Wir wollen ihn im verwaisten Bienenhaus ansiedeln, aber die Bienen sind zu unsteten Nomaden geworden und wollen sich partout nicht zivilisieren lassen.
Ein paar Jahre später haben wir mehr Glück und es gelingt uns, ein anderes Volk an das Bienenhaus zu binden. Fünf Generationen werden so bei uns heimisch. Fast zwanzig paradiesische Sommer, beinahe unsterblich der Stamm.
Wir halten den Stock sauber und trocken. Wir sorgen für gute Belüftung, wir wehren Wachsmotten und Meisen, Grünspechte und Hornissen, Totenkopfschwärmer und Kröten von ihrer, von unserer Beute ab.
Wir fahren die Völker mit dem Fahrrad zu den fruchtbaren Rapsfeldern von Langschede oder zum Heidekraut der Senne am Westhang des Teutoburger Walds.
Wir stehen und schauen: Wo wachsen die Tracht- und Melkpflanzen? Wo die Linde, die Kastanie, die Kornblume, die Goldrute, der Eukalyptus, der Lavendel, der Rosmarin, der Tulpenbaum? Wo Anis, wo Klee?
Dorthin geht die Reise.
Wir öffnen das Flugloch: Die Sammlerinnen schwärmen aus. Wir tragen keine Schleier, keinen Handschuh. Wir haben keinen »Vulkan« zum Räuchern. Wir können die Bienen beim Ein- und Ausflug dennoch streicheln. Ohne einen einzigen Stich.
Das ist allein der Aura des Vaters geschuldet! Ja, ich bin sicher: Geschuldet der Aura des Vaters.
Wir holen die Schleuder. Wir holen die Vorratstöpfe vom Dachboden, wir säubern und trocknen. Wir füllen die Schüsseln mit Wasser, legen Tücher zum Händewaschen bereit. Dann lösen wir die Rähmchen mit dem Stockmeißel aus den Zargen.
Behutsam fegen wir die Arbeiterinnen mit dem Bienenbesen von den Behausungen und tragen die Rähmchen ins Haus. Wir entfernen die Wachsverschlüsse der Zargen mit der Entdeckelungsgabel und streichen den Wachs davon ab am Schüsselrand.
Wir kauen den Wachs, saugen den süßen Honig aus, spucken den Rest in die Schüssel. Möge der ausgespuckte Wachs unsere Nächte erhellen! Oder uns zumindest vorm Gezirpe der Sirenen bewahren.
Und dann: Das Drehen der Schleuder. Der erste Honig, der aus dem Auslaufrohr tropft. Die goldene Farbe am Rührstab im Sonnenlicht. Der Honig, die Götterspeise, der Nektar des Jupiter auf dem Butterbrot. In Fröndenberg, in Ardey, in Ullrichsdorf: Das ist uns überall ein Fest.
»Klein ist der Stoff, doch nicht klein der Arbeit Ehre.« Ein Hoch dem Aristaios, dem wahren Prometheus! Tanzt, ihr bonapartischen Bienen, ihr urbanischen Bienen, allen Herrschern und Zyklopen vorzuziehen!
Heil dir Pereplut, heil dir Ambrosius! Und ein »Vivat« dem Honig in Ewigkeit.
Bitteschön. Dankeschön. Ihre KunstArztPraxis (18.08.2024)
Wie sagen wir’s den Bienen? “Honig” in der Villa Zanders
Erwin Hapke in der KunstArztPraxis:
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Homepage des Kunstmuseums Villa Zanders
Ach ja: Wir haben ein Buch über das Falt-Haus Erwin Hapkes gemacht! Kostenpunkt: 38 Euro.
Viel Geld, das stimmt. Aber für eine einmalige Sache.
Beim Kettler-Verlag ist das Buch schon lange ausverkauft. Wer trotzdem noch ein Exemplar ergattern möchte, der erwerbe es sehr gerne per Online-Bestellung über diesen Link.
Dankeschön. Ihre KunstArztPraxis,
Oh, das ist ja grandios. Ihr schreibt einen Roman zu Erwin Hapke. Da stelle ich mich schon mal in die erste Reihe der Kaufinteressierten.
Danke, Kunstarztpraxis!
Lieber Gruß von Anke
Antwort KunstArztPraxis: Danke, liebe Anke! Das ist uns ein Ansporn. Ihre KunstArztPraxis.
Wow, toll. So habe ich also auch noch über den Umweg des super (viel zu kurzen!) Textes etwas über den Ausnahmekünstler Erwin Hapke erfahren! Ich habe mir natürlich gleich alles bei euch angeschaut! Wann kommt der Roman? Micha
Antwort KunstArztPraxis: Herzlichen Dank, lieber Herr MichaM! Nach solchen Lesern kann es nicht mehr lange dauern ;-). Ihre KunstArztPraxis
was für ein schöner Text! Erwin Hapke freut sich dran. ich habe damals gottlob selber ein paar Fotos gemacht, als ich das Haus besucht habe. Vielleicht wird auch mal ein Projekt daraus :))
Team Bohde/Krings/Mader/2018
Antwort KunstArztPraxis: Danke, liebe Frau Bohde. Und: Ja, machen Sie ein Projekt!!!! Ihre KunstArztPraxis
Toller Text! Das macht wirklich Lust auf mehr, herzlichen Dank. Bitte ringt Euch schnell durch und veröffentlicht den ganzen Roman! Lieben Gruß, Franka