55 Jahre 68 : 5 Readymades für Marcel Duchamp
Klar: Marcel Duchamp gilt als Gottvater des Readymades. Was aber wäre, wenn Albrecht Dürer, Joseph Beuys oder Ai Weiwei dieses Kleinod künstlerischen Understatements erfunden hätten? Wir hätten da Ideen! Und präsentieren sie der verblüfften Öffentlichkeit zu Duchamps 55. Todestag (02.10.2023).
An Marcel Duchamp lieben wir so einiges. Seinen Witz zum Beispiel, seinen Hang zum Wort- und Schachspiel. Seine irrationale Logik, seine künstlerische Intelligenz (KI). Sein Überschreiten von Grenzen. Seine Langeweile, die die Kunstgeschichte weitergebracht hat. Und dass wir uns am „Großen Glas“ bis heute hirnlich die Zähne ausbeißen, das lieben wir auch.
Was wir an Marcel Duchamp aber am meisten lieben, sind seine Readymades – wobei wir aber a) eigentlich nur das Pissoir, den Flaschentrockner, die Garderobe und die Schneeschaufel so richtig gelten lassen wollen und b) auch finden, dass es Duchamp seinen Epigonen auf dem Kunstmarkt mit seiner Erfindung leider etwas leicht gemacht hat. Egal. Die Idee des Readymades ist als Grundidee genial. Eben deshalb, weil sie dem Geniebegriff den Garaus macht.
Aber: Es gibt im Reich der Kunst ja noch viel mehr Genies als Marcel Duchamp – nicht nur, BEVOR Marcel Duchamp dem Geniebegriff den Garaus machte, sondern auch noch DANACH! Was wäre denn gewesen, wenn DIE das Readymade erfunden hätten? Was hätten DIE erwählt?
Wir haben das nachfolgend einfach einmal mit irrationaler Logik in fünf Zügen imaginierend durchgespielt. Denn: Wat R. Mutt, dat R. Mutt, wie wir Duchampianer sagen.
„Träumender Sklave“ von Michelangelo
Wie Jede*r weiß, war Michelangelo ein großer Plato-Fan: Platos Lehre, die die Welt der Dinge zum profanen Abklatsch der Ideen macht, hatte es ihm angetan.
Auf die beliebte Journalistenfrage bei Pressekonferenzen: „Herr Buonarroti, wie haben sie das gemacht?“, senkte Michelangelo gern betont bescheiden den Kopf und gab retour: „Ach, kaum der Rede wert!“. Die Idee zur Figur habe ja schon im Stein verborgen geschlummert; er habe er sie mit Hammer & Meißel nurmehr banal daraus erweckt.
Mit dieser platonischen Liebe zur Idee wäre Michelangelo für die Erfindung des Readymades also mental eigentlich prädestiniert gewesen. Von daher ist es leicht, sich vorzustellen, was der Künstler 1917 im Schweiße seines Angesichts statt eines schnöden Pissoirs von Florenz zu den Independent Artists nach New York hinter sich hergezogen hätte. Na, können Sie’s sich denken?
Richtig: Natürlich einen UNBEHAUENEN Carrara-Marmorblock direkt vom Steinbruch! Dann nämlich hätte sich jede*r Betrachtende selbst erwecken müssen, was im konkreten Stein so schlummert. Und das ist schließlich eine ganze Menge.
Durch diese interaktive Komponente wäre Michelangelo dann auch noch die erste bewegliche Skulptur gelungen. Wie später Duchamp mit seinem „Fahrrad-Rad“ (1913) – nur eben nicht plump mechanisch, sondern anmutig zerebral, rein geistig, durch animierte Kapriolen der Synapsen. Wow, Michelangelo! Poetischer als ein Sonett.
Leider gilt Michelangelos potentielles Readymade heute als verschollen. Vermutlich hat der Künstler es in einem Anflug von Vandalismus selbst zerstört, um daraus ganz profan seinen David zu erwecken. Es gibt nur noch unautorisierte Nachbauten, so einen – viel kleineren – Marmorblock von 1874, der für den Transport per Eisenbahn zwischen Weltausstellungen gedacht war.
Von der unvorstellbaren Größe des Originals – es hatte eine gedankliche Höhe von über 40 Metern! – vermittelt unser Symbolfoto natürlich nur noch eine winzige Idee.
„Betende Hände (A.D.)“ von Albrecht Dürer
Albrecht Dürer steht für das neue Selbstbewusstsein des Künstlers in der Renaissance nördlich der Alpen. Das ist richtig & gut, aber aus heutiger Sicht kommt er in unseren Augen dabei trotzdem etwas schnöselig daher. Man muss sich ja nur mal das berühmte „Selbstbildnis im Pelzrock“ aus dem Jahre 1500 anschauen, in dem sich der Künstler mit unnatürlicher Fingerhaltung als Christus stilisiert. Aus jeder Minipli-Locke, aus jedem Pelz-Haar schreit es förmlich ICH ICH ICH.
Deshalb hätte Albrecht Dürer bestimmt ein Merchandising-Produkt seiner eigenen Werke zum ersten Readymade bestimmt. Und da vermutlich das, das seinen Ruhm quantitativ am aufdringlichsten in die Welt getragen hat, sprich: bis heute wohl am häufigsten reproduziert worden ist. Die „Betenden Hände“ von 1508 also. Wegen der Nähe von Dürer und Beten zur erleuchtenden Göttlichkeit am besten als Kerze.
Für seine serielle Selbstbeweihräucherung hätte Dürer nicht mal zu den Oberammergauer Herrgottschnitzern pilgern müssen wie weiland Jeff Koons mit Ciccolina. Er hätte in den Sechzigerjahren einfach in einen x-beliebigen Laden für religiösen Dekorationsbedarf gehen können wie Duchamp für seine Readymades ins ordinäre Garderoben- oder Schneeschaufel-Fachgeschäft. Unsere Eltern haben das gemacht.
Nichtmals signieren hätte Dürer sein Readymade müssen: Sein weltbekanntes AD stünde ja schon drauf. Readymadiger geht es also nicht.
Als Albrecht Dürers Readymade ist Albrecht Dürers Kerze jene Skulptur von Abrecht Dürer, die Albrecht Dürer nie geschaffen hat. Sie verwandelt die Weißhöhungen von Albrecht Dürers anbetungswürdiger Zeichnung in das echte Relief einer wächsernen Oberfläche. Sie ist kitschig & retro, sprich: modern & trendy. Und sie bleibt doch hohe Gießkunst, kommt also immer noch von Können.
Das war dem selbstbewussten Albrecht Dürer ja dann doch sehr wichtig.
Vor allem passt Albrecht Dürers Kerzen-Readymade denkbar gut zu Albrecht Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“, denn das Beten hier ist das Malen dort. Auch der Fromme will ja gesehen & für seine Tat bewundert werden. Auch beten war & ist nicht selten ein Frömmeln mit unnatürlicher Fingerhaltung zu Selbstdarstellungszwecken. Und aus jedem zweiten Bittgebet schreit es förmlich Richtung Himmel ICH ICH ICH.
Deshalb wünschen wir uns Albrecht Dürers betende Kerze vor Albrecht Dürers „Selbstbildnis im Pelzrock“ in die Alte Pinakothek nach München. Sie würde den Ausstellungsraum erst richtig zum Altarraum machen, das hätte Albrecht Dürer bestimmt gefallen! Und sie müsste angezündet werden! Sie wäre dann ein ewiges Licht, denn natürlich würde die Flamme die Kerze nicht verbrennen.
Dafür wäre ihre Ehrfurcht vor Albrecht Dürer viel zu groß.
Albrecht Dürer in der KunstArztPraxis:
Albrecht Dürer forever! Unser Quiz zum 495. Todestag
„Papperlapapp-Loplop (Gartenscheren-Hausgeist)“ von Max Ernst
Max Ernst war ein großer Gartenfreund. Der Garten diente ihm nicht zuletzt als Hommage an die Frau, deren Nacktheit ihm bekanntlich weiser als die Lehre der Philosophen war. Um diese Nacktheit (etwa die der Nymphe Ancolie) im surrealen Dickicht sichtbar zu machen, erschuf Max Ernst den schönen Gärtner. Nacktheit, die man nicht sieht, ist ja nicht weise.
Wir malen uns gerne aus, mit welchem Instrument der schöne Gärtner diese nackte Weisheit aus der Natur wohl freigeschnitten hätte. Wir denken, dass eine ganz gemeine Gartenschere das Mittel seiner Wahl gewesen sein müsste. Und zwar eine ziemlich kleine: Weil sie vom surrealen Dickicht nicht mehr als nötig wegstutzt. Für uns wäre die Gartenschere aus diesem Grund auch das erste möglichen Readymade aus dem magischen Instrumentenkasten von Max Ernst gewesen. Aber noch aus einem anderen:
Schließlich wohnt der Gartenschere ja ein schauderhafter Zauber inne. Sie trägt in ihrer Brust zwei Wesen, die zumindest in unseren von Ernst – und von Humor! – geprägten Hirnen gleichberechtigt nebeneinanderstehen:
Geschlossen starrt uns das eine Wesen der Gartenschere an wie ein halb irrer Vogel, dessen Flügel jederzeit gefährlich auseinanderschnappen könnten. Noch ist der Irrsinn gezähmt wie ein Dschinn in der Flasche. Aber der Wissende weiß: Er ist da. Und er kann jederzeit ausbrechen.
Schappen die Flügel – und mit ihnen irrwitzigerweise immer auch der Schnabel! – aber einmal auseinander, dann offenbart die Gartenschere ihr zweites Wesen. Dann wird sie zum tobenden Hausgeist, der Jedem, der in den Untiefen seiner oralen Seele noch am Daumen lutscht, diesen Daumen abzuschneiden droht. In etwa so wie im „Struwwelpeter“ beim anti-ödipalen Konrad der Schneider.
Vermutlich hätte Max Ernst den in jeder Gartenschere gut sichtbaren Irrsinn im gazähmten Zustand, also mit geschlossenen Flügeln und geschlossenem Schnabel, ins Museum gestellt: Der Gartenscherenvogel soll ja möglichst sanft unser Unbewusstes massieren, sein Anblick möglichst unaufdringlich Urängste in uns wachrufen wie ein Traum. Und der Werktitel soll dem Ich dieselben Ängste in Dada-Manier wieder nehmen.
Für die Arbeit der Gartenschere im Dickicht des Gehirns bedeutet dies: 1. Unbewusste Angst im Mandelkern aufgeklappt. 2. unbewusste Angst im Sprachzentrum wieder zugeklappt. Ergo: Papperlapappt.
Für unser Symbolbild, das ja immer nur den Typ von erdachten Readymades wiedergeben kann, haben wir die Sache natürlich im Sinne ihrer mentalen Wirkung etwas dramatisieren müssen und den surrealen Dschinn entfesselt. Aber: Keine Angst! Es kann nichts passieren! Trauen Sie sich hinzuschauen! UNSER Gartenscheren-Hausgeist tobt hinter einer Scheibe aus bissfestem Glas.
Anmerkung: Wir entschuldigen uns ausdrücklich dafür, dass die am Anfang herbeizititierte Weisheit der Frauen am Ende unseres Textes keine Rolle mehr spielt. Die Schere zwischen unseren Ansprüchen und unseren Fähigkeiten geht leider beizeiten sehr stark auseinander.
Max Ernst in der KunstArztPraxis:
Wer war Max Ernst? “Image” in Brühl. Ein Steckbrief
„Lego Toilet Terracotta Warrior“ von Ai Weiwei
Ai Weiwei ist in Lego nachgerade schockverliebt. Kürzlich erst hat er für eine Ausstellung in Berlin Gemäldeklassiker von Leonardo da Vincis „Abendmal“ bis zu Claude Monets „Seerosen“ aus Fantastilliarden dieser kleinen Noppen-Steine nachgebaut. Für uns gibt es daher keine Zweifel: Ai Weiwei hätte ein Lego-Toiletten-Häuschen zum ersten Readymade gemacht.
Vor allem auch wegen des Bezugs zu Duchamps Fontäne, die es laut unseres Gedankenspiels ja gar nicht gegeben hätte! Wie genial ist das denn.
Wir stellen uns ein flächendeckendes Meer aus 580.000 blauen Lego-Toiletten-Häuschen vor, die auf dem Boden, sagen wir: der Turbinenhalle der Londoner Tate Modern wie chinesische Terrakotta-Krieger aufgereiht worden sind. Und durch dieses Meer schlängelt sich ein Band von 120.000 roten Lego-Toiletten-Häuschen, die den Verlauf der Chinesischen Mauer aus der Drohnenperspektive im Maßstab 1:700.000 imitieren.
Ein subtiler Verweis Ai Weiweis auf die von Tod und Ausbeutung begleitete Baugeschichte dieses zu militärischen Zwecken in seiner einstigen Heimat errichteten, Migration verhindernden Monuments.
Ach, Ai Weiweis riesige Installation in der Tate Modern ist gar kein echtes Readymade mehr, sagen Sie? Ja, stimmt, jetzt, wo Sie es sagen, sehen wir es auch! Wie wäre es denn dann mit einer Künstler-Edition von Lego-Toiletten-Häuschen direkt aus dem Spielwarenladen? In einer Auflage von – sagen wir: 750 Exemplaren, die auf einem in die Verpackungsschachtel geschobenen Zertifikat nummeriert und drucksigniert sind, für – sagen wir: 1.750 Euro?
Ja, das ginge. Sogar nach strengsten Readymade-Kriterien.
Uns ist ohnehin ein ganz anderer Aspekt am Werk von Ai Weiwei wichtig, der natürlich bombastischer in der Installation, aber genausogut in der bescheidenen Readymade-Edition rüberkommt:
Denn das Motiv des – von allen Geschlechtern gleichermaßen jederzeit kostenlos nutzbaren – Toiletten-Häuschens verweist auch auf die Kommerzialisierung und Kriminalisierung der Notdurft im öffentlichen Raum: auf deutschen Autobahnen (1 Euro!) ebenso wie im urbanen Milieu (50 Cent für Nicht-Kunden!). Dabei ist freie Notdurft jederzeit und allenorts ein Menschenrecht!
Kein Kneipenbesitzer sollte Irgendjemandem hartherzig die Toilette verweigern dürfen, nur weil er/sie kein*e Konsument*in ist! In jeder Metzgerei und jeder Boutique sollte ein stilles Örtchen auf uns warten, so, wie es früher, wenn wir uns recht erinnern, einmal war! Nieder mit Sanifair, es lebe Dixi und Toi Toi!
Auch das musste endlich einmal gesagt werden. Und zwar mit einem politisch anklagenden, fundamental sozialkritischen, in seiner vermeindlichen Schlichtheit doch derart tiefgründigen und schon alleine von seinem obszönen Kaufpreis her ungemein provokanten Werk wie diesem. Danke, Ai Weiwei.
Ai Weiwei in der KunstArztPraxis.
Zum 65.: Drei Geschenk-Ideen für Ai Weiwei
Sommerloch-Porträts (5): Ai Weiweis Kern
„Dr. Duchamps gesammeltes Schweigen“ von Joseph Beuys
Na, das ist am Ende jetzt mal fast ZU einfach. Wir sind uns nämlich sicher, dass Joseph Beuys die ganze Welt zu seinem ersten Readymade hätte machen wollen! Und zwar, genauso wie Duchamp, nur qua der Zaubermacht seiner Unterschrift. Und zwar, natürlich, in seinem Falle, kicher, kicher, Zwinker-Smiley, mit einem FILZ-Stift.
Auf diese Weise hätte sich Joseph Beuys quasi alles kosmisch einverleibt: Tempo-Erbsen und Rodelschlitten, Reclam-Bändchen und Maggi-Flaschen, Badewannen und Fettecken, Rosen und Reagenzgläser, Hopfen-Perlen und Klaviere – und Geldscheine! Ja, vor allem Geldscheine! Also den Ausdruck jenes geheimnisvollen, Kapitalismus genannten Erzählkonstrukts, das die Welt, die doch eigentlich durch das Erzählkonstrukt der Kunst im Innersten zusammengehalten werden sollte, im Innersten zusammenhält.
Wie? Was? Das alles hat Joseph Beuys tatsächlich genauso gemacht, sogar mit Tempo-Erbsen und Geldscheinen und Reclam-Bändchen? Hm, dann ist das für ein erstes Readymade wohl keine ganz so gute Idee von uns. Was machen wir denn da? Ah, wie es der Zufall will, haben wir zum Glück ganz spontan einen Ersatz-Einfall! Etwas kleiner zwar, aber als Ersatz-Einfall müsste es funktionieren.
Also: Dann mutmaßen wir mal, dass Joseph Beuys Marcel Duchamps Schweigen zu seinem ersten Readymade gemacht hätte! Vielleicht das gesammelte, also lebenslange Schweigen, vielleicht aber auch nur, sagen wir: 50 Kubikzentimeter davon. Letzteres wäre dann so etwas wie Duchamps „Pariser Luft“ von 1919, nur ohne Flakon – also ungleich radikaler! Und in dieser ungeheuerlichen Radikalität mit den bescheidenen Mitteln unserer Bildgebungs-Verfahren hier leider nicht mehr darstellbar.
Da schließt sich dann der ganz große Kreis: Chapeau, Herr Beuys! Ihr Genie wird eben immer noch unterschätzt.
Joseph Beuys in der KunstArztPraxis:
Joseph Beuys und die Sichtbarkeits-Maschinen
Wie man dem toten Hasen Joseph Beuys erklärt
100 Fragen an Joseph Beuys
Reine Bildgebung (1): Joseph Beuys in Wuppertal (leider Opfer der Unsichtbarkeits-Maschine)
Joseph Beuys und die Unsichtbarkeits-Maschine
Staeck & Beuys: “Ziel war maximale Öffentlichkeit”
Jeder Mensch ein Quizzer? Der Beuys-Jahr-Bio-Test
Intuition statt Kochbuch. Ein Editionsgedicht
Joseph Beuys: Krise & Heilung
Joseph Beuys reloaded (1-6)
Bitteschön. Dankeschön. Ihre KunstArztPraxis. (01.10.2023)
Anmerkung: Kurz nach Erscheinen dieses Beitrags erhielten wir von einer Leserin oder einem Leser namens „Uhrvogel“ den wichtigen Hinweis, das vielleicht nicht Marcel Duchamp, sondern die Dada-Künstlerin Elsa von Freytag-Loringhoven die Erfinderin des Readymades gewesen sein könnte, weil sie Duchamp (so steht es wohl auch in einem seiner Briefe an seine Schwester) das später zur „Fountain“ deklarierte Pissoir zugeschickt habe (der Kommentar stammt vom 02.10.2023, wir haben mit dieser Anmerkung reagiert, ihn aber aus aktuellem Anlass am 01.06,2024 unten nochmal komplett freigeschaltet). Wir hatten das mit Frau von Freytag-Loringhausen auch schon mal gehört, aber (Asche auf unsere drei Häupter!) tatsächlich wieder vergessen. Wir haben aber nochmal recherchiert. Bezüglich der „Fountain“ ist uns die Geschichte noch nicht ganz schlüssig, aber wegen eines früher entstandenen Eisenrings werden wir weiter recherchieren. Vielen Dank, Herr/Frau Uhrvogel! Und, nein: wir betreiben keine „sexistische Geschichtsklitterung“. Nichts läge uns ferner.
…Man muss sexistische Kunstgeschichtsklitterung heutzutage nicht mehr fortsetzen, es gibt Informationen zur Erfinderin des Readymades da draußen…“(…) Häufig in bitterer Armut lebend, da ihre Kunst und Person als zu exzentrisch empfunden wurden und die Kunstszene von Männern dominiert war, wurde sie u. a. von der Sammlerin und Mäzenin Peggy Guggenheim gefördert. Sie war Teil der US-amerikanischen Künstlerszene der Pariser Left Bank (Rive Gauche) in den 1920er Jahren, wo sie unter anderen mit Djuna Barnes bekannt war. Ihr wird zugeschrieben, unter dem Pseudonym „R. Mutt“ das ‚einflussreichste Werk der Modernen Kunst'[2] geschaffen zu haben, als dessen Urheber traditionell ihr Freund Marcel Duchamp gilt: Fountain, ein zum Ready-made deklariertes Urinal.[3]
Elsa von Freytag-Loringhoven starb in ihrer Wohnung in Paris im Schlaf an einer Gasvergiftung. Ob es sich hierbei um einen Unfall, einen Mord oder einen Suizid gehandelt hatte, wurde nie geklärt. Angeblich soll sie einen Seemann beherbergt haben, der das Gasventil in der Wohnung geöffnet hatte. Djuna Barnes bemerkte hierzu: „Sie könnte einfach das tragische Opfer eines zu weit getriebenen grausamen Scherzes gewesen sein.“[4][5]
Sie war dreimal verheiratet: in erster Ehe (1901) mit dem Jugendstilarchitekten August Endell, in zweiter Ehe (1910) mit dem Übersetzer Felix Paul Greve, in dritter Ehe (1913) mit Leopold Karl Friedrich Baron von Freytag-Loringhoven (1885–1919).
Rezeption
Irene Gammel (* 1959) veröffentlichte 2002 unter dem Titel Baroness Elsa. Gender, Dada, and everyday modernity die erste Biographie Elsa von Freytag-Loringhovens.[6] Die Erzählerin in Siri Hustvedts Roman Damals (2019) ist eine große Verehrerin der in dem Roman oft nur Baroness genannten Elsa von Freytag-Loringhoven.[7] (…)“ [Wikipedia]