Zum 110. Geburtstag: Ode an Jackson Pollock
Mit seinem “Action Painting” revolutionierte Jackson Pollock (1912-1956) die Kunstgeschichte. Der 110. Geburtstag ist ein guter Grund, um nach Düsseldorf ins K 20 zur grandiosen “Number 32, 1950” zu pilgern! Und als Geschenk der KunstArztPraxis gibt’s eine lyrische Lobhudelei.
Ode an Jackson Pollock
Nein: Niemand konnte besser klecksen
Als in der Kunst der Pollock Jackson.
Nicht einer schwang den langen Malstock
so expressiv wie Jackson Pollock.
Und keiner wurde jemals hipper
Wie Du durch Spritzen, Jack the Dripper!
Ach! Schwenken, Sprenkeln, Kippen, Gießen:
Die Leinwand lag Dir stets zu Füßen.
Ach! Gießen, Kippen, Sprenkeln, Schwenken:
Den Zufall wusstest Du zu lenken.
Ach! Gießen, Sprenkeln, Schwenken, Kippen:
In Rhythmus floss Dein Körperwippen.
Die Jeans war Deine Malerhose.
Acryl entnahmst Du gleich der Dose.
Die Fluppe trugst Du stets im Mund.
Dein Lebensstil war ungesund.
Doch als ein Baum Dein Leben stahl,
Blieb Deine Abstraktion vital.
Dank dir hängt Schwerkraft in die Schwebe.
Aus Farbe formtest Du Gewebe
Für Ewigkeiten. Die betonen,
Was allen Deinen Epigonen
Für immer wird verborgen bleiben.
(Weshalb wir es hier niederschreiben:)
Wenn Du die Duco-Lacke tropftest,
Die Büchsen über Stoff entpfropftest,
Entstanden nicht nur Klecks-Komplexe:
Es wuchsen EMOTIONS-GEWÄCHSE!
Das war einmalig.* Und, ja, hach:
Dagegen wirkt Gerd Richter flach.**
*Na gut: Es gab Max Ernst. Aber der hat ja nur ein bisschen automatisch rumgekleckert.
**Hierzu gibt es in der KunstArztPraxis durchaus geteilte Ansichten!
(28.01.2022)
Anmerkungen: Leider verhindert die vielarmige Unsichtbarkeits-Maschine, dass wir hier echte Pollock-Gemälde zeigen. Unsere Abbildung gibt deshalb nur den Typ echter Pollock-Gemälde wieder. Tut uns leid.
Intuition statt Kochbuch. Ein Editionsgedicht (KunstArztPraxis)
Informationen zu “Number 32, 1950” im K20 Düsseldorf
Da muß ich leider widersprechen
so sehr es mir auch widerstrebt
Des Pollock’s wüstes Kunstversprechen
am Ende in die Hose geht
Mag sein:das wilde schlenkern
kann deuten man als die Methode
die Malerei neu definiert
doch mir erscheint das mehr als Mode
vom Kritiker zudem hofiert
und auch das coole Kettenrauchen
man kann es gut gebrauchen
was für den Rockstar fast schon Pflicht
steht Malern auch gut zu Gesicht
das saufen, mit dem Auto rasen
Affären, Triebe, Eskapaden
und dann auch noch ein früher Tod
fertig ist der Künstlergott.
An diesem Image hier zu kratzen
das ist so sicher nicht erwünscht
doch darf ich trotzdem leise hoffen:
ich werde nicht gelyncht!?
Cy Twombly, Robert Motherwell,
Joan Mitchell und Ad Reinhard,
Mark Rothko, Helen Frankenthaler,
das sind nun wirklich große Maler,
bei Pollock seh ich nur den Trick
vermarktet mit Geschick
vom Kritiker der neuen Schule
der so dogmatisch wie ein Stalinist
am Ende auch nicht besser ist
als die Vertreter der Figur.
Was soll das nur?
Ein Bild ist gut oder auch nicht
Was ist das für ein arroganter Wicht
der nix versteht von Perspektive und Pigment
Von Proportion und Bildaufbau
und hält sich doch für oberschlau.
Das Transzendente und die Geste
das Numinose, die Dynamik,
das Unsagbare und die Tragik
all das will dieser Seher sehen
ohne vom Handwerk zu verstehen.
Doch ist das hier nur meine Sicht.
Nur eine unter vielen
ein höheres Gericht als ich
dem sei beschieden
ein letztes Urteil dann zu fällen
über den Jackson und ähnliche Gesellen.
Antwort KunstArztPraxis: Oha! Ein Gedicht, ein Gedicht! Da KÖNNEN wir gar nicht mosern – selbst, wenn wir es anders sähen. Ihre KunstArztPraxis, mit Danke vielmals.
Antwort Ben Wilmes: Ihr seid die Coolsten
Was für eine tolle Ode!!!! Gut gereimt und schön gesehen!!!